Lieber Leser,
vor vielen Jahren arbeitete ich als angestellter Teamleiter mit einem externen Geschäftsführer zusammen. Er hatte eine besondere Verhaltensweise. In Denkpausen zog er die Luft zischend im Mundwinkel ein. Am Anfang hat mich das nicht gestört. Ich fand ich das sogar angenehm, schliesslich hatte ich eine hohe Achtung vor diesem Menschen, seinen Leistungen und seinen Errungenschaften.
Meine Meinung über ihn sollte sich ändern. Unsere Zusammenarbeit endete als Fiasko − und wir wurden von ihm über den Tisch gezogen. Er wurde darüber hinaus wegen betrügerischer Absichten angeklagt, und ich musste in einer Gerichtsverhandlung als Fachexperte eine Zeugenaussage machen.
Vor einem Monat lernte ich jemanden kennen, der mich an genau diesen Geschäftsführer erinnerte. In einer Verhandlung sass ich einem Menschen gegenüber, der die gleiche Eigenschaft hatte, die Luft zischend über den Mundwinkel einzuziehen. Rate mal, was dieses Verhalten bei mir ausgelöst hat: Ekel, Unwohlsein, Ablehnung, Wut! Am liebsten wäre ich aufgestanden und gegangen: nur wegen einer solchen Geste.
Der Grund dafür ist klar: Für mich war es sehr verletzend, von meinem damaligen Geschäftspartner belogen und über den Tisch worden zu sein. Unbewusst bekomme ich also Unbehagen, wenn mich jemand durch seine Art und sein Verhalten an das erlebte Fiasko erinnert. Ob im Kundengespräch oder im Teammeeting: Solche Mechanismen sind schädlich. Damit tue ich anderen Menschen Unrecht und reagiere womöglich vorschnell mit Kritik und Ablehnung.
Was tun?
Sei achtsam, wenn Du starke negative Emotionen bei Dir selbst beobachtest. Analysiere genau, warum ein Mensch diese Gefühle in Dir auslöst und was die Trigger dafür sind. Prüfe, ob Deine Werte verletzt wurden oder ob Du Deinen Vorurteilen auf den Leim gegangen bist.
Nutze Reframing
„Reframing“ hilft dabei, sich von den eigenen Emotionen nicht manipulieren zu lassen. Ein neuer Bezugsrahmen (frame) schenkt Dir eine neue Sichtweise, um die Situation anders zu bewerten und zu interpretieren. In meinem Fall habe ich ein Vorurteil in einen Vorteil für mich verwandelt.
Alter Bezugsrahmen = Vorurteil: wie eklig. Der Typ ist ein Unsympath. Mit dem will ich nichts zu tun haben.
Neuer Bezugsrahmen = Vorteil: Alle Menschen sind mein Spiegel. Es ist ja interessant, dass ich nach all den Jahren so extrem auf das Luftzischen reagiere. Das zeigt mir, dass meine Werte missachtet wurden und dass ich immer noch verletzt bin. Ich entscheide mich, diesen alten Ärger abzuschreiben.
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Dein Königs-Weg – Mach Schluss mit den alten Geschichten
Schreibe alle Mitarbeiter und Geschäftspartner auf, mit denen Du Schwierigkeiten hast oder hattest und die (noch immer) starke Emotionen in Dir auslösen. Prüfe, ob diese Menschen gegen Deine Werte verstossen haben oder ob sie negative Erinnerungen in Dir wachrufen. Du musst aber Deine Werte kennen sonst navigierst Du blind, eine Anleitung dazu findest Du in meinem letzten Blogartikel. Betrachte Menschen immer als Spiegel Deiner selbst. Je weniger alte Emotionen und Verletzungen wir mit uns herumschleppen, desto weniger Unsympathen gibt es für uns auf dieser Welt und desto besser können wir mit allen Menschen auskommen – auch mit schwierigen Charakteren.
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Herzliche Grüsse
Dein Martin König
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